Schiffbau auf dem Ostufer
Gaardener Wahrzeichen: Die "Juchos" auf dem Gelände der (Ex-) HDW
Die Werften
Seinen rasanten Auftstieg hat Kiel dem Schiffbau zu verdanken. Heute gibt es nur noch einen Rest der "Howaldts Werke", einer einstmals stolzen Werft mit mehr als 12.000 Beschäftigten. Davon ist nur eine Handvoll übrig geblieben, und auch von dieser Hand ist bald nur noch das Skelett zu sehen.
Nach vielen, erfolgreichen Jahrzehnten hält man sich mühsam über Wasser. Die Werft wird von einem "Investor" an den nächsten durchgereicht, besonders konstruktiv konnten sich bisher alle nicht verhalten. Seit 2016 wird dort nur noch Kriegsmaterial produziert, und jeder Auftrag wird vom deutschen Steuerzahler massiv subventioniert. 150 Jahre Erfahrung im Schiffbau gehen damit den Bach runter.
Oktober 1838
Bekanntmachung: Seit dem 1sten dieses Monats betreiben wir die auf der Rosenwiese befindliche Maschinenbau-Anstalt in Verbindung mit einer Eisengießerei unter der Firma Schweffel & Howaldt für gemeinschaftliche Rechnung, welches wir hierdurch bekannt machen. Kiel, October 1838
Johann Schweffel
August Ferdinand Howladt
Senator Johann Schweffel (1796 - 1865) und August Ferdinand Howaldt (Geb. 23. Oktober 1809 in Braunschweig, gest. 4. August 1883 in Kiel) hiessen die Gründer der "Maschinenbauanstalt und Eisengießerei Schweffel und Howaldt". Hier wurden vor allem Töpfe, Maschinen und Kessel hergestellt. Die Firma befindet sich in den ersten Jahren auf der Rosenwiese am Kleinen Kiel.
1865 errichtete Sohn Georg Howaldt auf einem gemieteten Platz bei Ellerbek eine kleine Werft. Im gleichen Jahr läuft dort der erste, kleine Dampfer vom Stapel, die 93 BRT große "Vorwärts". 1867 übernimmt der Norddeutsche Bund die Werft und benennt sie in "Königliche Werft Kiel" um. Nach der Gründung des Deutschen Kaiserreichs im Jahr 1871 wird aus dem Betrieb schließlich die "Kaiserliche Werft Kiel". Sie besteht bis 1920.
Für die Erweiterung der Werften wurden am Ostufer der Kieler Förde ganze Berge zur Begradung des Ufergeländes abgetragen, wodurch die Hügel im heutigen Werftpark entstanden sind.
Dort, wo jetzt an der Werftstraße der Fuhrpark der Post steht, befand sich früher die Gießerei der Werft. Sie wurde 1943 bei einem Bombenangriff vollständig zerstört, die Produktion wurde zu "Vollert & Merkel" in die Preetzer Straße verlegt.
1850 - 1851 Das erste Unterseeboot
Brandtaucher - Bauplan von Wilhelm Bauer
1865
Das Königreich Preußen errichtet ein Militärdepot an der Schwentine.
1867
Der Norddeutsche Bund übernimmt die Howaldtswerft in Ellerbek und benennt sie in "Königliche Werft Kiel" um.
1. Oktober 1867
Georg Howaldt kauft am Nordufer der Schwentine, in Dietrichsdorf, die kleine Werft von Schiffsbaumeister Reuter. Auf der "Kieler Schiffswerft" wird als erstes Schiff der Schlepper "George" auf Kiel gelegt, Baunummer 8. Auf dem 400 qm großen Gelände arbeiten in den Anfängen 25 - 30 Mann.
1871 - Preußen übernimmt
Kiel wird Reichskriegshafen. Aufrüstung und Aufschwung beginnen.
1879 - Howaldt: Generationenwechsel
Am 31. Dezember 1879 übernehmen die drei Söhne von August Howaldt, Georg, Bernhard und Hermann das Unternehmen und führten es Gebrüder Howaldt weiter.
Die Howaldtswerke 1907 - Gemälde von Fritz Stoltenberg
Der Kaiser und die U-Boote
Am 25.1.1906 läuft das erste, für die Kaiserliche Marine gebaute Unterseeboot vom Stapel. "U1" ist ein Zweischalenboot, zehn Mann Besatzung können mit ihm bis zu zwölf Stunden unter Wasser bleiben. Aus den Folge-Booten soll die "Flottille Weddingen" werden, in der auch Karl Dönitz im Ersten Weltkrieg Kampferfahrung bekommt.
Die U-Boote: Dritter Anlauf beginnt
Am 25.6.1933 kommen die U-Boote wieder. In Kiel-Wik wird die "Schule für U-Boot-Abwehr" gegründet. Gründungsbesetzung sind ein Dutzend Offiziere und cirka 60 Unteroffiziere und Mannschaften. Offiziell sollten hier nur Abwehrmaßnahmen entwickelt werden. Doch im Hintergrund hatte Deutschland schon lange an neuen U-Booten gebastelt. Diese wurden in Scheinfirmen in Holland bereits seit 1932 erprobt und produziert. In Deutschland wurden schon während der Verhandlungen zum Münchener Abkommen neue U-Boote auf Kiel gelegt.
Am 28.7.1935, schon 38 Tage nach Unterzeichnung des Flottenabkommens läuft ein neues U-Boot zur ersten Probefahrt aus. Alle zwei Wochen lief daraufhin ein neues Boot vom Stapel.
1931 - Panzerkreuzer Deutschland
Am 19. Mai 1931 läuft in Kiel das erste deutsche "Westentaschenpanzerschiff" vom Stapel.
Das Schiff
1.4.1933 - Das erste deutsche "Westentaschenpanzerschiff", die 'Deutschland' wird seiner Bestimmung übergeben. Trotz seiner eher kleinen Ausmaße ist ein durchaus kampfkräftiges Schiff entstanden. Erreicht wurde dies durch einen sehr leistungsfähigen Dieselantrieb. Ausserdem macht man sich eine neue Bauweise zunutze: Das Schiff wurde nicht genietet sondern geschweisst, wodurch sehr viel Gewicht eingespart werden konnte.
Photo: Stapellauf am 19.5.1931 in Kiel. In Anwesenheit einer großen Menschenmenge tauft Reichspräsident von Hindenburg den Panzerkreuzer "A" auf den Namen Deutschland. (Bundesarchiv - Bild 102-11704)
Im November 1939 wird das Schiff in "Lützow" umbenannt, für Hitler war es undenkbar, sich vorzustellen, dass gleich ganz Deutschland versenkt werden könnte. 1940 wird das Schiff zum "Schweren Kreuzer" umklassifiziert.
Im Einsatz
10.4.1940: Während der "Operation Weserübung" läuft das Schiff in den Hafen von Oslo ein und erhält dabei einige schwere Treffer.
Am 4. Mai 1945 wurde das Schiff versenkt.
DATEN Deutschland Typ: Panzerkreuzer Bauwerft: Germania-Werft Kiel - Baunummer: 219 Baukosten: 80 Millionen Reichsmark Kiellegung: 5.2.1929 - Stapellauf: 19.5.1931 - Indienststellung: 1.4.1933 Eigner: Deutsches Reich Länge: 186,0 m (Lüa) - 181,7 m (KWL) - Breite 20,69 m Tiefgang: max. 7,25 m Verdrängung Standard: 10.600 ts - Konstruktion: 12.630 t - Maximal: 14.290 ts Maschine: 8 MAN 9-Zyl.-Diesel - Leistung: 48.390 PS (35.591 kW) Geschwindigkeit: max. 28,0 kn (52 km/h) Bewaffnung 6 × 28 cm L/52 Sk (720 Schuss) - 8 × 15 cm L/55 Sk (1.200 Schuss) 3 × 8,8 cm L/75 Flak (3.000 Schuss) 8 Torpedorohre 53,3 cm (Vierersätze, an Deck) 2 Bordflugzeuge Arado Ar 196 Besatzung: 951 - 1.150 Mann
Die Bomben fallen
23. und 24. Juli 1944 - 576 Squadron RAF - Operation Kiel
This was the first major raid on a German city for two months and turned out to be an outstanding attack which produced excellent results. 629 aircraft - 519 Lancasters, 100 Halifaxes, 10 Mosquitos - were dispatched. The elaborate deception and RCM operations combined with the surprise return to a German target completely confused the German fighter force and only 4 aircraft - all Lancasters - were lost, a rate of 0.6 per cent. The city suffered heavilyin this first RAF raid since April 1943 and its heaviest RAF raid of the war.
3.4.1945 - Volltreffer auf "Admiral Hipper"
Bei einem Luftangriff auf Kiel erhält der schwere Kreuzer "Admiral Hipper" einen Bombenvolltreffer. Beim nächsten Angriff werden auch die Aufbauten ein Opfer der Bomben. Mangels Material war eine Reparatur unmöglich, und so wurde das Schiff am 3.5.1945 im Dock der Deutschen Werke gesprengt. Der Schiffsrumpf wurde im Juli 1945 wieder schwimmfähig gemacht. Man setzte das Schiff in der Heikendorfer Bucht auf Grund, wo das Wrack bis zu seiner Verschrottung in den Jahren 1948/49 liegen blieb.
3. und 4.4.1945 - 2.200 Tonnen Bomben
Rund 700 Flugzeuge der US Air Force greifen den Kieler Hafen an. Eine ganze Reihe von Schiffen wird durch die Bomben zerstört. Die U-Boote U 237, U 749, U 1221, U 2542, U 3003 und U 3505, Minensucher M 802, Minentransporter Irben, die Räumboote R 59, R 72, R 119 und R 261 werden vernichtet. Noch vor ihrer Fertigstellung trifft es den Frachter Axenfels (6.200 BRT) und den Tanker Mexphalte (2.578 BRT). Vor Bellevue kentert der HAPAG-Schnelldampfer New York (22.337 BRT). Auch vor Verwundeten machen die amerikanischen Bomber keinen Halt, das Lazarettschiff Monte Olivia mit 13.750 BRT wird versenkt.
9. und 10.4.1945 - 2.634 Tonnen Bomben
In dieser Nacht sind die Kieler Hafenanlagen wiederum das Ziel britischer Bomber. Das RAF-Bomber Command mit 591 Maschinen der Gruppen No. 1, 3 und 8 greift die Werften auf dem Ostufer an, 2.634 Tonnen Bomben werden abgeworfen. Der Schwere Kreuzer Admiral Scheer wird so schwer getroffen, dass er im Ausrüstungsbecken der Marinewerft kentert. Zuerst sah es so aus, als hätten fünf große Bomben ihr Ziel knapp verfehlt, sie fielen in das Hafenbecken neben das Schiff. Durch die Wucht der Detonation wurde der Kreuzer allerdings unterhalb der Wasserlinie aufgerissen, was zu seinem Kentern führte. Das Wrack wurde ausgeschlachtet und liegt noch heute auf dem Gelände des Marinearsenals, zugeschüttet mit den Trümmern der zerstörten Werft.
Admiral Hipper und Leichter Kreuzer Emden werden schwer beschädigt, die U-Boote U 1227 und U 2516, das Torpedoboot T 1, das Minensuchboot M 504, das Wohnschiff General Osorio (11.590 BRT) und weitere drei Handelsschiffe mit insgesamt 2.787 BRT werden vollständig zerstört.
Das eigentliche Ziel, die Vernichtung der neuen "Super-U-Boote", wird verfehlt.
Die Neuzeit
1980
Die Metallgießerei in der Neumühlener Grenzstraße wird endgültig stillgelegt.
1983
Die Howaldtswerke-Deutsche Werft AG schließen das Werk Dietrichsdorf und verlegen die gesamte Produktion nach Gaarden.
1985 - 2001
Die Stadt Kiel kauft das ehemalige Werftgelände in Dietrichsdorf und lässt die meisten der alten Bauwerke abreissen. Der Ostuferhafen entsteht. Nur die Metallgießerei bleibt als letzte Erinnerung an die frühere Werft erhalten. Sie wird ein Museum.
2002 - 2003
Im Jahr 2002 hat HDW eine Milliarde D-Mark auf den Konten. 2003 steht die Insolvenz vor der Tür - die Werft wurde geplündert.
Auch die Titanic ging mit Musik unter.
- To be continued -
Fotoalbum - Die Werften
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